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Entscheidungen brauchen Entschiedenheit - Und warum es richtig ist, nicht alles richtig machen zu wollen

Fachthemen
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04/28/2023
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Langes Nachdenken – da hat man oft das Nachsehen. Denn erstens hat sich erwiesen, dass schneller getroffene Entscheidungen meist die besseren sind. Oft sind nämlich automatische und intuitive Reaktionen rationalen Denkprozessen überlegen. Und zweitens sind sensible Abwägungen bis ins Detail in der Hoffnung, die eine „richtige“ Entscheidung zu fällen, nicht nur unproduktiv, sondern können sogar Stress auslösen und ein Gefühl der Überforderung auslösen. Trotzdem halten wir es nach wie vor für ganz normal, eigentlich sogar für besonders verantwortungsbewusst, sich Entscheidungen schwer zu machen. Die „Qual der Wahl“ ist schließlich eine akzeptierte Redewendung! Aber dem kann man eine andere Redensart entgegenhalten: „Mach dich bloß nicht verrückt.“ Wir haben da ein paar Tipps!

 

Vorsprung durch Vortrag

Egal, ob es nur um eine kleine Maßnahme oder um ein großes strategisches Konzept geht – meist ist die Entscheidungsfindung dadurch beeinträchtigt, dass man es mit einer komplexen, vielleicht sogar etwas unübersichtlichen Sachlage zu tun hat, die es zunächst einmal ganz zu durchschauen gilt. Gar nicht so einfach. Denn je mehr Fachwissen man hat, desto eher kann man sich gedanklich auch „verzetteln“. Überlegen Sie doch einfach mal, wie Sie Situation, Entscheidungsbedarf und Ziele für ein Laienpublikum schildern würden. Halten Sie in Gedanken einen Vortrag über die Fragestellung, die es zu lösen gilt, und stellen Sie knapp die möglichen Lösungsargumente vor. Es hilft sehr, wenn man die Dinge einfach mal auf den Punkt bringen muss.

 

Sich mit Listen überlisten

Wenn Ihnen die Idee mit dem Vortrag nicht so liegt, können Sie stattdessen eine Pro & Contra-Liste erstellen. Legen Sie dabei gegebenenfalls für jede in Betracht kommende Lösungsmöglichkeit eine eigene Liste an: Was spricht dafür? Was dagegen? Berücksichtigen Sie hier fünf Fragestellungen: (1) Was bringt die Idee für die Zielerreichung, den Zweck, die Qualität? (2.) Kosten. (3.) Wie bewerte ich die praktische Umsetzbarkeit, und wie lange dauert das? (4) Was ist die mögliche Leistung der Lösung für die Firma? (5.) Welches Echo ist bei Mitarbeiterteam, Kundschaft, im Geschäftsumfeld zu erwarten? Die Positionen auf der Liste bzw. den Listen sollten bei der Auswertung auch gewichtet werden. Es kann ja sein, dass zehn kleine Gegenargumente von drei großen Vorteilen aufgewogen werden.

 

Es gibt ein „oder“ zu „entweder – oder“

Zu den häufigsten Fehlern bei der Entscheidungsfindung gehört, dass man irgendwann in ausschließlichen Kategorien zu denken beginnt: entweder - oder. Dann passiert es schnell, dass einem weitere Möglichkeiten entgehen. Dagegen gibt es einen einfachen Trick. Man nimmt drei Zettel, schreibt auf die ersten beiden je eine der gefundenen Lösungen, legt sie beruhigt weg, und notiert dann auf dem dritten Zettel unter der Überschrift „Es geht auch anders“ alle Ideen, die einem sonst noch einfallen. Alle Ansätze und Assoziationen sind erlaubt. Zum Beispiel, das Problem auf den Kopf zu stellen und mal das Gegenteil zu durchdenken, die Lösungsmöglichkeiten zu vergrößern oder zu verkleinern, Alternativen einfach zu kombinieren.

 

Nur keinen Flurtest!

Zum Führen gehört Entscheidungen herbeizuführen – und dann auch Verantwortung zu tragen, zum Ergebnis zu stehen. Selbstverständlich kann man trotzdem andere an der Entscheidungsfindung beteiligen und zusammen mit Teamvertretern über die Möglichkeiten zu befinden. Besonders wenn das Team eine Veränderung mittragen soll, ist Einbeziehung wichtig. Dringend abzuraten ist jedoch davon, auf dem Flur spontane Meinungsbilder abzufragen. Antworten, die man zwischen Tür und Angel bekommt, bringen garantiert nicht weiter. Und solche Fragen zu stellen wird auch schnell als Signal der Unsicherheit gewertet. Das kann Vertrauen kosten.

 

Denken ja, Bedenken nein.

Manche Entscheidungen kann man ganz gelassen fällen, bei anderen gibt es unter Umständen die Notwendigkeit, zeitnah ein schwieriges Problem oder gar einen Konflikt zu lösen. Doch die Entscheidungsfindung darf nicht völlig von dem Wunsch beherrscht sein, unter allen Umständen alles perfekt und es womöglich auch noch allen recht zu machen. Verabschieden Sie sich von Bedenken und Super-Ansprüchen an die eigene Leistung, falls Sie welche haben. Gönnen Sie sich Gutes, machen Sie Pausen, nehmen Sie Druck aus der Sache. Oft fällt einem die ideale Lösung eher beim Autofahren, Spazierengehen oder unter der Dusche ein als im Büro. Man sagt so schön, das Bessere sei der Feind des Guten. Aber bei der Entscheidungsfindung ist es der Feind des Guten, immer eine bessere Lösung finden zu wollen!


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