„Psychosoziale Gesundheit im Betrieb“: Das ist ein gängiger und eigentlich neutraler Fachbegriff. Doch sobald es um die Psyche, um Emotionen, Selbstfürsorge geht, kommen hier und da auch mal Hemmungen oder eine gewisse Abwehr auf. „Lass mal, ich mach das nach Feierabend alles mit mir selber aus.“ Klingt fast so, als müsste man sich genieren, dass man seine Seele auch im Beruf dabei hat! Doch erfreulicherweise ändert sich da gerade ziemlich viel. Wer menschlich und modern denkt bzw. führt, hat verstanden, dass zu einem guten Arbeitsleben auch gehört, dass man sich innendrin so richtig wohl fühlt.
Vom Betriebsklima bis zum Leistungs-Output wirken psychologische und soziale Aspekte eigentlich überall mit hinein. Chefinnen und Chefs, die up to date sind, ist das zum Glück bewusst. Sie nehmen darauf Rücksicht und werden im Sinne der betrieblichen Seelengesundheit aktiv. Was besonders interessant an der ganzen Sache ist: Viele Maßnahmen, die sich als außerordentlich wirksam erweisen, kommen gar nicht aus dem therapeutischen Werkzeugkoffer. Hauptsächlich braucht man gesunden Menschenverstand, Herz, eine solidarische Haltung, solides Führungswissen und natürlich auch einen aufmerksamen, öfter mal kritischen Umgang mit den eigenen Gestimmtheiten und Handlungsweisen.
Damit als Basis für alles weitere eine positive Grundstimmung herrscht, ist sogar erst einmal nicht viel Aufwand notwendig. Man muss sich da eigentlich nur ein freundliches Wortspiel merken: Andere annehmen ist wichtiger und wirksamer als teure Annehmlichkeiten. Das Prinzip gilt auch für den Umgang untereinander.
Klarheit schaffen, Sinn vermitteln
Insgesamt bestimmen hauptsächlich acht Einflussfaktoren das betriebliche Befinden: allgemeines Arbeitsklima und die Beziehungen untereinander, befriedigende Aufgaben, geordnete Arbeitsplatzbedingungen, wertschätzende Kommunikation sowie funktionierender Kommunikationsfluss, förderliche Unterstützung, ein verlässlicher organisatorischer Rahmen sowie ab und an besondere Gesten der Würdigung, die Anlässe bzw. Personen feiern oder Können und Leistung honorieren. Zwei psychologische Wirkkräfte bestimmen, wie gut die Gestaltung dieser Einflussfelder gelingt: Klarheit und Sinn.
Warum ist Klarheit ein so bedeutendes Gesundheitsmoment? Das beginnt mit dem Wert von klaren Strukturen im Unternehmen: Eindeutig definierte Rollen und Posten haben nämlich selbst in einer eher steilen Hierarchie erheblich mehr Akzeptanz als „flache“ Hierarchien, in denen man Position, Verantwortung und Handlungsgrenzen nicht so genau kennt. Ebenso unverzichtbar sind klare Ansagen für gute Kommunikation und die Qualität des innerbetrieblichen Beziehungsgefüges. Voraussetzung ist, dass zur Klarheit stets auch Achtsamkeit gehört. Es macht einen großen Unterschied, ob eine Zurechtweisung als sachlicher Hinweis auf einen Fehler daherkommt oder herabsetzt und beschämt. „Schöner schimpfen“ – das gibt´s zwar leider nicht als Führungskräftetraining. Aber wer sein Gegenüber grundsätzlich respektiert, kriegt faire Korrekturen und Kritik auch so hin und macht damit Entscheidendes richtig. Denn die Sicherheit, in einem Rahmen mit verlässlichen Regeln zu arbeiten, gerecht behandelt und niemals herabgewürdigt oder bloßgestellt zu werden, ist für die psychosoziale Gesundheit unerlässlich. Klare Verhältnisse und Gespräche stärken das Gefühl der Zugehörigkeit. Und Zugehörigkeit ist nicht nur Bindung, sondern auch Motivation.
Neben der Klarheit ist Sinn substanziell. Neuere Forschungen haben festgestellt, dass Sinn hinsichtlich der inneren und beruflichen Zufriedenheit selbst vor den meisten materiellen Aspekten rangiert, sobald die Existenzsicherung gewährleistet ist. Etwas gut und gern machen und damit möglichst auch für andere Bedeutung oder Nutzen hat oder ihnen Freude macht: Das definieren die meisten als so sinnstiftend, dass sie allein dadurch schon ihr Arbeitsleben als wertvoll und erfüllend empfinden. Ein wesentlicher Grund, warum Handwerksberufe glücklich machen. Es sollte uns allen im Handwerk selbstverständlich werden, das stärker herauszustellen und ab und zu sogar zu feiern. Denn den Sinn-Vorsprung bewusster zu machen kann die Teams auch selbstbewusster machen. Und das ist schließlich eine besonders wirksame Stärkung der psychosozialen Gesundheit im Betrieb!
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