Der flotte Spruch, dass „nur die Dummen nicht dämmen“ ist polemisch überspitzt und fast boshaft. Aber er ist zutreffend. Wer nicht dämmt, heizt wortwörtlich zum Fenster hinaus, Fassade und Dach wärmen das Wohnviertel mit…
Die Deutschen seien aber leider im „Dämmschlaf“, monierte im Oktober der Spiegel-Newsletter. Und das Magazin widmete sogar einen ausführlichen Artikel den ohnehin geringen und derzeit zudem auch noch sinkenden Sanierungszahlen. Im laufenden Jahr würden Marktforschern zufolge nur 0,83 Prozent der Fassaden, Fenster und Dächer saniert. Im ersten Quartal 2023 sei die Dach-Renovierungsquote um fast ein Viertel zurückgegangen. Um die Klimaziele zu erreichen, führt der Artikel weiter aus, müssten jedoch jedes Jahr eigentlich Hunderttausende Gebäude saniert werden. Ein Zitat von Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle, bringt es auf den Punkt: „Wenn weiter in diesem Schneckentempo in Deutschland energetisch saniert wird, dann brauchen wir noch annähernd 100 Jahre, um den Gebäudebestand zur Klimaneutralität zu führen.“
Die Gründe für den Sanierungsverzicht sind vielfältig und verständlich. Vor allem Inflation, Materialkostenentwicklung, steigende Finanzierungskosten führen dazu, dass geplante Vorhaben nicht realisiert oder verschoben werden. Hinzu kommt aber auch ein psychologischer Faktor. Die Diskussion um Heizungstypen wird vehement geführt, steht derzeit sehr im Vordergrund. All die Pros und Contras zu Wärmepumpen & Co. lassen manchmal vergessen, wie erheblich Dämmmaßnahmen den Heizenergiebedarf ganz unabhängig vom Heizsystem senken. Wo Dämmung fehlt oder unzureichend ist, geht Wärme zu einem merklichen Teil verloren. Ganz egal, ob sie nun von einer Ölheizung, aus Gas oder Holz, Tiefen- oder Fernwärme oder von einer Wärmepumpenanlage stammt.
Ergänzend zu unserem Oktober-Blogbeitrag über Wärmebrücken möchten wir deshalb nochmal den wirtschaftlichen Nutzen der Dämmung unterstreichen. Das Finanzielle wird besonders oft als Grund für Sanierungszurückhaltung genannt. Dabei überzeugt gerade die Betrachtung der Energiekosten am meisten. Was die Dämmung von Dach und Fassade, Fenstern, Keller und Decken in Euro und Cent bringt, ist zwar abhängig von den konkreten baulichen Gegebenheiten. Aber ganz allgemein kann man sagen, dass über ein ungedämmtes Dach bis zu einem Fünftel der Wärme entweichen kann, über die Fassade mehr als ein Drittel. Daran lässt sich gut grob abschätzen, welche deutlichen Kosteneinsparungen möglich sind! Noch ein weiterer Kostenaspekt: Wer weniger Heizenergie benötigt, ist auch weniger stark betroffen von der Energiepreisentwicklung. Das dritte finanzielle Plus ist die Wertsteigerung, die ein fachkundig gedämmtes Gebäude erfährt. Da Dämmung Schäden durch Witterungseinflüsse, Feuchtigkeit und Kondenswasser vorbeugt, bleibt die Immobilie länger gut erhalten. Und last but not least wirkt sich Dämmung bei einem Verkauf positiv auf den Marktwert aus.
Dämmung lohnt sich zudem deshalb, weil sie weiterhin gefördert wird. Auch das spart Kosten. Zwar hat kürzlich ein Bundesverfassungsgerichtsurteil die Umwidmung von Geldern aus dem Corona-Sondervermögen für den Klimaschutz im Nachtragshaushalt 2021 für verfassungswidrig erklärt. Aber von der Förderung für die Energieeffizienz von Gebäuden wird nicht abgerückt. Es gibt weiterhin Zuschüsse und Steuerboni für Maßnahmen, die die Gebäude-Energieeffizienz verbessern.
Kurz und gut: Es ist ausgesprochen sinnvoll, sein Haus vernünftig zu dämmen, ehe oder spätestens wenn man sich eine neue Heizung zulegt. Denn sonst verpufft ein Teil der teuer erkauften Wirkung des neuen Heizsystems. Die Stiftung Warentest sagt es klipp und klar: „Wir verglichen, was günstiger ist – eine alte Gasheizung gegen eine moderne Gas-, Pellet- oder Luft-Wärmepumpenheizung auszutauschen oder in eine gute Wärmedämmung zu investieren“ und kommt zu dem Ergebnis: „Die laufenden Kosten sind beim gedämmten Haus am niedrigsten.“
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